Heiligmorgen 2011 in Saarlouis
27.12.2011
Von: Filomena Meckelein – Streetworkerin
Gegen halb zehn Uhr am Morgen betrat ich mit meinem Kollegen Lars Winter die Innenstadt von Saarlouis. Viele kleine Gruppen von Jugendlichen und jung gebliebenen Erwachsenen eilten zielstrebig durch den kalten Nieselregen über den Großen Markt.
Vor allem weibliche Besucher trugen Nikolausmützen, Elchstoffgeweihe und festliche Kleidung zur Schau. Bewaffnet waren sie mit aller Art von Trinkgefäßen: Plastikbecher, Sektflaschen und Mixery. Die Stimmung war fröhlich. Während also das feierwütige Volk Richtung Altstadt strömte, hatten wir Streetworker anderes im Sinn. Für uns ging es erst einmal zum Globus und dann zum Saaraltarm. Neben dem Aufwärmen nutzen einige Jugendliche den Globus zum Einkaufen von Getränken. Am Saaraltarm konnten wir dann auch Reste Mixery-Sixpacks ausfindig machen, was auf einen Umtrunk zurück zuführen war.
Um die Stadt herum war es leer und verlassen. Weder im Stadtgarten noch im Löwenpark waren Jugendliche oder deren Spuren zu sehen. Dies änderte sich natürlich schlagartig wieder in der Innenstadt. Obwohl auf dem kleinen Markt noch einige Stände in Betrieb waren, gab es hier wenige Menschen – sieht man vom Burger King ab- der war gut gefüllt. Auf dem Weg zu den Einlassbereichen – insgesamt vier- waren erstaunlich wenige Glasflaschen und Dosen zu sehen. Anscheinend wussten alle Eventgänger über das Mitführen von Fremdalkohol und das damit verbundene Konfiszieren seitens der Security, Bescheid. Während der Rucksack meines Kollegen dann auch überprüft wurde, konnte ich quasi unkontrolliert hineingelangen. Es war schon etwas wie ein atmosphärischer Quantensprung: Eben noch die Stille im Löwenpark, dann plötzlich ein wogendes Meer voller Menschen, die meisten mit Nikolausmützen auf dem Kopf – umsonst gestiftet von unterschiedlichsten Parteien und Organisationen. Das von mir befürchtete Saufgelage konnte ich in dem gesamten abgesperrten Altstadtbereich nicht ausmachen. Das Event wurde genutzt, für fröhlich und heiter unter sich zu sein und lange nicht mehr gesehene Bekannte wieder zu sehen. Was eigentlich einer Zufallsbegegnung gleich kam. Es war stellenweise so voll, dass man schon nicht mehr jemanden in zwei Meter Entfernung hätte treffen können, bzw. zu ihm gelangen. Einen Einzelnen in dieser Menge zu finden, war konkret nicht möglich. Denn die Strömungen, die uns durch die Altstadt trieben, hatten ihre eigenen – oder gar keine- Gesetze. Von pädagogischer oder krisentechnischer Seite blieb alles „im grünen Bereich“. Man konnte sich zwar fragen, warum einige Kneipen an Heilig Morgen Fastnachtsmusik spielen und ob dies zu Entwicklungsstörungen führen kann, doch ansonsten gab es keine Kontakte zu bekannten Jugendlichen und keine Auffälligkeiten.